Diese Aufforderung klingt gut und führt doch in die Irre: Egozentrisch sein ist kein Charakterzug, sondern unvermeidliche Gegebenheit. Jede ist sich selbst die Nächste. Das eigene Zentrum ist immer das Ich. Alle Versuche, das zu leugnen, schlagen fehl. Und sie behindern uns dabei, wahres Potenzial zu entdecken und nutzbar zu machen.
Sind Sie eine Führungs-Persönlichkeit, die es schafft, an mehreren Fronten gleichzeitig erfolgreich tätig zu sein? Behalten Sie alles im Griff? Wissen Sie aus Sicht Ihrer Mitarbeitenden über unangenehm viele Details Bescheid?
Wenn Sie ein solches oder ein ähnliches unternehmerisches Profil haben, dann droht Ihnen nur eine Gefahr: Dass Sie sich von Experten in Medizin, Psychologie, (Human Resources) Management oder von den tiefen Sorgenfalten ihres Lebenspartners weich kochen lassen: «So kannst Du nicht.» «Du musst auf Leute besser eingehen.» «Du musst weniger tun.» «Du musst mehr entspannen.» Die Aussagen können beliebig fortgesetzt werden. Entspannen Sie sich. Oder besser: Halten Sie Ihre Wohlspannung. Lassen Sie sich nicht beirren. Spielen Sie Ihre Stärken weiterhin aus.
Was heisst schon Schwäche? Ist es eine Schwäche, dass Sie Mühe haben, Menschen zu vertrauen? Ist es eine Schwäche, dass Sie eine unnachahmliche Detailversessenheit an den Tag legen? Ist es eine Schwäche, dass Sie nicht gut zuhören können (weil Sie die ewig gleichen Banalitäten langweilen)?
Das mögen interessante Fragen sein, aber es sind die falschen. Die richtige Frage ist: Welche konkreten Auswirkungen haben diese Schwächen? Sind mittel- und langfristig keine wesentlichen negativen Auswirkungen zu erwarten, dann tun Sie gut daran, Ihre Schwächen liebevoll zu akzeptieren. Ja, Sie können sie sogar als Stärken darstellen und Ihren Nächsten, die Sie so liebevoll beraten, nahelegen, dass sie besser daran täten, einige Ihrer Schwächen zu kopieren, um damit etwas erfolgreicher zu werden.
Zu Ihrer gesunden Egozentrik gehört es, dass Sie Haltung zeigen. Ob etwas gut kommt oder schlecht geht: Sie sagen, was Sie davon halten. Dem Argument: «Du sollst nicht persönlich verletzen.» entgegnen Sie: «Du sollst nicht empfindlich sein». Denn Sie wissen: Ihr Bauch steuert es schon so, dass die Erfolgreichen weiterkommen und die Erfolglosen von Bord fallen.
Ob etwas schlecht geht oder gut kommt: Sie fragen nach: «Wie haben Sie das geschafft? Was können wir daraus lernen?» Das zeigt nicht nur, dass Sie Erfolg wollen, sondern auch, dass Sie am Menschen hinter dem Erfolg interessiert sind – eine egozentrisch und ökonomisch motivierte Wertschätzung!
Egozentrisch sein ist kein Charakterzug, sondern unvermeidliche Gegebenheit. Akzeptieren wir das! Leben und steuern wir es in dem Sinn, der Lebensqualität und Erfolg positiv stimuliert: In unserem Sinn.