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Liebe Leserin, lieber Leser

Die grösste Schweizer Stadt ist stolz auf ihr soziales Engagement. So wurde 1991 ein schönes Grundstück von gegen 10 000 m2 an ein Baukonsortium für 60 Jahre im Baurecht abgegeben.

Geplant und gebaut wurden 12 freistehende Einfamilienhäuser mit je ca. 210 m2 Wohnfläche, je mit 900 / 1000 m2 Umschwung und einer grossen, von allen Häusern zugänglichen Unterniveaugarage.

Der Baurechtszins basierte auf einem «Ausverkaufspreis» von 280 CHF / m2 und ist an den Hypothekarzinsfuss der ZKB gebunden, aber nicht an die Teuerung / Inflation.

Heute läge der Wert der Grundstücke im freien Handel bei ca. 4000 – 6000 CHF / m2. Der Zinsfuss sank zudem von 5 % auf 1,5 %, somit beträgt der Baurechtszins noch ca. 30 % von damals, berechnet auf 280 CHF / m2.

Dies alles hatte seine Auswirkungen auf die Wiederverkaufspreise und mehrere Häuser wurden daher mit beachtlichem Gewinn in der letzten Zeit verkauft.

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Seldwylanische Posse oder inszenierte Wertvernichtungsmaschine?
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Der plötzliche Tod eines Vaters von zwei in Ausbildung stehenden Kindern brachte eine Familie in finanzielle Schwierigkeiten. Der Verkauf des im Jahre 2000 für 1 400 000 CHF erworbenen Hauses drängte sich auf. Gefunden wurde eine Käuferfamilie mit zwei kleinen Kindern, die einen Preis von 2 250 000 CHF offerierte, inklusive Finanzierungsnachweis. Dieser günstige Marktpreis passte plötzlich einem Stadtangestellten nicht, und die Stadt drohte, das Vorkaufsrecht zum Einstandspreis geltend zu machen.

Fazit: Der gleiche Käufer musste nur noch den Selbstkostenpreis von 1 580 000 CHF bezahlen, die Stadt verlor Grundstückgewinnsteuern von 134 000 CHF (welche für soziale Zwecke hätte eingesetzt werden können) und die Verkäufer sitzen noch immer auf ihren finanziellen Problemen!

Dem Leser sei überlassen, ob dies nur eine seldwylanische Posse ist oder Resultat einer vom Staat inszenierten Wertvernichtungsmaschine.

André Ginesta

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