Issue
Category
Authors
Content
Text

Liebe Leserin, lieber Leser

Sprache verändert sich laufend: durch den Einfluss des durch die Globalisierung stetig näherrückenden Auslands sowie die Entwicklungen in Gesellschaft und Technik. Man mag den zunehmenden Gebrauch von Slangwörtern, Anglizismen oder von Fachausdrücken verteufeln – wenn die Sprache sich nicht an die Gesellschaft und die sich verändernde Kultur anpassen würde, würden Sie sich heute noch als «getriuwehendære» (mhd., Treuhänder) beispielsweise mit der «schazstiure» (mhd., Vermögenssteuer) beschäftigen. Oder Sie würden mithilfe eines «Klapprechners» Ihre «elektronischen Nachrichten» aus dem «elektronischen Postfach» abrufen.

Text
Sprache muss verständlich bleiben.
Text

Ein kontrovers diskutiertes Thema sind immer wieder Begriffe, die in weiblicher und männlicher Form vorkommen. Statt «Liebe Leserin, lieber Leser» wird häufig das Binnen-I verwendet, sodass in diesem Editorial als Anrede stünde: «Liebe LeserInnen» Dies entspricht nicht nur keiner Rechtschreiberegelung, sondern stört auch den Lesefluss beträchtlich.

Es gibt sogar Strömungen, welche die Sprache gerne ganz genderneutral ausgestalten würden. Vorgeschlagen wird in diesem Fall statt einer Endung ein «**». In diesem Fall wünsche ich unseren Leser** als Treuhänder** viel Erfolg beim Beraten ihrer Mandant**.

Mithilfe der Sprache verständigt man sich – nicht nur im Alltag, sondern auch auf literarischer Ebene –, und wenn dies ohne Schwierigkeiten vonstattengehen soll, muss man sich auf ein Mindestmass an Veränderung einlassen. Es bleibt dabei dem persönlichen Geschmack überlassen, wie viel davon man tolerieren will und muss.

Vielleicht wäre ein pragmatischer Ansatz sinnvoll: Der Gebrauch der Sprache sollte nicht unnötig umständlich sein – zumal wenn man sich dabei in seiner Muttersprache ausdrückt – und für alle, die sie verwenden, verständlich sein. Dabei sollte man aber die Herkunft und die kulturellen Hintergründe einer Sprache nicht vergessen müssen.

Andrea Vogel

Date