Liebe Leserin, lieber Leser
Zeit ist heute vermutlich das teuerste und wichtigste Gut auf der Welt – und doch besitzt sie niemand wirklich. Zum einen kann man sie nicht fassen, sammeln oder besitzen, zum anderen ist sie trotzdem da, und doch vergeht sie ununterbrochen. Die heute so oft verwendeten Floskeln «Ich habe keine Zeit» oder «Mir rennt die Zeit davon» sind somit nicht nur Floskeln, sondern sogar Lügen, oder nicht? Denn Zeit ist ja da und steht uns ununterbrochen zur Verfügung. Deren Einteilung ist jedoch unsere Aufgabe.
Dann stellt sich somit nur die Frage: Wie teile ich Zeit ein? Wofür verwende ich sie? Da sind so viele Erwartungshaltungen, die es zu erfüllen gilt: der Arbeitgeber, die Familie, Freunde, Haustiere, Mandate, Vereine … Vielleicht ist der Schlüssel zur erfolgreichen Zeiteinteilung lediglich mit einem Wort bzw. mit einem Entscheid zu erklären. Einem einzigen, persönlichen Eingeständnis sich selber gegenüber: Nämlich schlicht und einfach «Nein» sagen zu können.
Anfragen wie diese kennen wir doch nur zu gut: «Hätten Sie Zeit, für uns diesen Text zu redigieren?» oder «Du würdest in unseren Vorstand passen, möchtest du dieses Ressort nicht übernehmen?» Wir waren doch alle schon mal in solchen Situationen und kennen den inneren Kampf nur zu gut. Genau in solchen Momenten gilt es für sich persönlich abzuwägen und herauszufinden, ob einem der Lohn und Ruhm für die aufgewendete Zeit als persönliche Entschädigung reicht, oder nicht.
Ich wünsche Ihnen somit ein wunderschönes Jahresende, und dass Sie möglichst viel Ihrer wertvollen Zeit mit freudigen Aufgaben erfüllen können. Es freut mich, dass Sie sich Zeit genommen haben, das Editorial zu lesen.
Vanessa Lincoln