Die Scheidungsrate beträgt entgegen aller Statistiken hundert Prozent: Jede Beziehung wird geschieden – durch Vereinbarung oder durch den Tod. Was heisst das für Ihr Unternehmen?
Auch die Scheidungsrate in Unternehmen beträgt hundert Prozent. Jede Anstellung wird geschieden – durch Kündigung, durch Pensionierung oder durch den Tod. Scheiden lässt sich also auch im Unternehmen nicht vermeiden.
Trotz und wegen dieser Erkenntnis ist es von Bedeutung, dass Sie in Ihrem Unternehmen einen Beitrag dazu leisten, dass möglichst wenig geschieden wird. Grundsätzlich sind nämlich jene Unternehmen auf lange Sicht am erfolgreichsten, deren stärksten Angestellten und Partner am treusten sind.
In einer guten Kultur kommt es deshalb selten vor, dass man sich von Angestellten und Partnern trennen muss. Und weil es selten vorkommt, fehlt die Übung. Und weil die Übung fehlt, wartet man zu lange. Man denkt nicht daran, dass weder Scheiden noch Nichtscheiden so schlimm ist wie Nichtentscheiden.
Kündigungen werden aus sozialen Gründen oft nicht einmal dann ausgesprochen, wenn die betreffende Person dem Unternehmen willentlich schadet.
Dabei muss für die Entscheidung über Kündigen und Nichtkündigen bloss die folgende Frage beantwortet werden: Bringt der Mitarbeitende dem Unternehmen auf lange Sicht mehr Nutzen als Schaden? Wird diese Frage mit «Nein» beantwortet, dann bleibt nur noch die Frage: Wann und wie trennen Sie sich von diesem Mitarbeitenden?
Wenn man einem Mitarbeiter kündigt, der dem Unternehmen schadet, dann ist das ein ökonomischer Zwang und sozial gegenüber den starken Treuen.
Sich im richtigen Moment von den Falschen trennen, kann über den Fortbestand eines Unternehmens entscheiden. Es kann Kunden und Mitarbeiter stärker binden, wieder zurückbringen oder vor dem Absprung bewahren. Die starken Treuen werden nicht mehr behindert. Sie können ihre Stärken ungehindert einbringen. Sie haben den nötigen Freiraum zur weiteren Entwicklung.
Bei Menschen, die dem Unternehmen mehr Schaden als Nutzen bringen, darf nicht lange gezögert werden. In dem Fall handelt man nach dem Prinzip: Scheiden macht frei.
Thomas Rychiger