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Für Menschen, die nicht viel erreichen wollen, ist Zufriedenheit ein vernünftiges Ziel. Für alle anderen ist es eine von Zeit zu Zeit anfallende Nebenwirkung einer erbrachten Leistung.

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Die Frage ist nicht, ob ein Mensch zufrieden ist oder nicht, sondern woran sich seine Zufriedenheit misst. Mitarbeiter mit freizeitorientierter Schonhaltung sind beispielsweise hoch zufrieden, wenn sie mit möglichst wenig Energieeinsatz ein ausreichend hohes Einkommen erwirtschaften.

Title
Unzufriedenheitstal
Level
3
Text

Vergessen wir jene, die nicht mehr oder besser wollen. Wenden wir uns jenen zu, die etwas höhere Ansprüche an sich selber haben. Ich gehe mal frecherweise davon aus, dass Sie als Apropos-Leserin oder -Leser zu dieser Spezies gehören.

Wer viel von sich erwartet, muss leisten, um zum Ergebnis zu kommen. «Am Ende wird es gut – und solange es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende», ist die Devise der Leistungsfreudigen.

Wir haben also unser nächstes Ergebnis vor Augen und freuen uns auf die entsprechende Zufriedenheit. Das Unzufriedenheitstal durchqueren wir mit jener Leistung, die zum gewünschten Ergebnis führt.

Title
Zufriedenheit macht träge
Level
3
Text

Für die Leistungsfreudigen ist Zufriedenheit eine Quittung für Erfolg. Sobald wir etwas erreicht und uns ausgiebig darüber gefreut haben, wenden wir uns der nächsten Aufgabe zu.

Ist die Zufriedenheit das Ziel, macht sie träge. Das führt weg von der natürlichen hin zur eingeredeten Zufriedenheit. Damit sind wir bei der häufigsten Form der Zufriedenheit angelangt: unzufriedene Zufriedenheit.

Title
Zufrieden unzufrieden
Level
3
Text

Die Leistungsfreudigen sind zufriedene Unzufriedene. Sie leisten sich durchs Tal der Unzufriedenheit wieder auf den nächsten Gipfel der Zufriedenheit. Weil das Leisten im Tal der Unzufriedenheit länger dauert als das Geniessen auf dem Gipfel der Zufriedenheit, ist es wichtig, dass bereits die Leistung an sich genossen wird.

Während des Leistens sind wir also zufrieden in unserem Tun und noch unzufrieden mit dem Ergebnis. Wir kombinieren also Leistungszufriedenheit mit Ergebnisunzufriedenheit, solange wir unterwegs sind. Das treibt uns an und macht uns Freude.

Zufrieden unzufrieden sein ist also für die Leistungsfreudigen ein Wohlgefühl. Alle anderen dümpeln unzufrieden zufrieden vor sich hin.

Thomas Rychiger

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