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Liebe Leserin, lieber Leser

Das Thema Altersvorsorge steht seit Monaten im Zentrum hitziger Debatten. Sei es im Parlament, anlässlich von Abstimmungen, in allen Zeitungen oder Foren werden heftige Wortgefechte ausgetragen, bei denen alle ihre Meinung äussern wollen. Unser Dreisäulenmodell braucht eine Frischzellenkur, um für die Herausforderungen der heutigen Welt und der Zukunft, die sich durch immer weniger Erwerbstätige, immer mehr Rentner, eine höhere Lebenserwartung und knappe Finanzen auszeichnen, gerüstet zu sein.

Zahlreiche Vorschläge liegen bereits auf dem Tisch: die Beibehaltung oder Kürzung der Renten, die Erhöhung und Flexibilisierung des Rentenalters, die Absenkung des Umwandlungssatzes der zweiten Säule, die Erhöhung der Mehrwertsteuer, Anreize zur Förderung der dritten Säule, die Beschränkung des Kapitalbezugs aus der zweiten Säule und viele mehr. Jede dieser Massnahmen gilt es eingehend zu prüfen, denn es steht viel auf dem Spiel.

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Auf welche Rente dürfen wir hoffen?
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Dabei müssen sämtliche Parameter und Auswirkungen in aller Ruhe analysiert und gegeneinander abgewogen werden. Das Rentenalter auf über 65 Jahre anheben zu wollen, mag verlockend klingen. Aber was sagen Sie den Arbeitern, die einen anstrengenden Beruf ausgeübt haben, und den über 50-jährigen Arbeitslosen, die wegen ihres Alters keine Stelle mehr finden? Der politische Wille und die Gesetze allein reichen ohne geeignete Begleitmassnahmen nicht aus.

Ich bedaure die Respektlosigkeit und Heftigkeit, mit der die Diskussionen geführt werden. Ich habe eher den Eindruck, dass man die Generationen zu entzweien und gegeneinander aufzubringen versucht und somit den sozialen Zusammenhalt gefährdet. Ich gehöre zur Generation der Babyboomer. In ein paar Jahren werde ich in Pension gehen, sehr zufrieden mit meiner geleisteten Arbeit und voller Lust, mich anderen Leidenschaften zu widmen. Ich möchte nicht, dass man mich dereinst nur als «Rentenschmarotzerin» betrachtet.

Es liegt in unser aller Interesse, dass wir bei der Sanierung und der Erhaltung unseres Vorsorgesystems alle am selben Strick ziehen. Die Wahrung des sozialen Zusammenhalts ist einer der Schlüsselfaktoren für den «Reichtum» unseres Landes. Vergessen wir das nicht!

Armelle Godichet

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