Liebe Leserin, lieber Leser
Seit mehreren Monaten liefert die Postautoaffäre Stoff für Diskussionen. Die traditionsreiche Postauto Schweiz AG, ein Symbol unseres Landes, ist das grösste Unternehmen des öffentlichen Strassenverkehrs. Die 1849 gegründete Busunternehmung ist in unserem Land ein Gigant: 900 Buslinien, 13 geografische Regionen, 30 Stadtnetze, 140 Millionen Passagiere und ein Umsatz von rund 72 Millionen Franken.
Das Unternehmen steht im Zentrum eines Skandals um den Missbrauch von Bundes- und Kantonssubventionen. Es ist angeklagt, unlauteren Wettbewerb betrieben und Gewinne versteckt zu haben. Dies sei seit vielen Jahren so gemacht worden. Die Affäre beschämt alle Kreise. Eine Untersuchung über die Jahre 2007 bis 2015 wurde einer internen Expertengruppe der Post anvertraut, doch unter dem Druck einiger Parlamentarier und der Medien wird die Untersuchung über die strafrechtliche Verantwortlichkeit für die Affäre für den Zeitraum von 2007 bis 2015 von einem Kollegium unabhängiger Experten wieder aufgenommen, während sich eine «Task Force» der Jahre 2016 bis 2017 annehmen wird.
Der Skandal wurde zu einem kritischen Zeitpunkt publik, in dem der öffentliche Dienst im Allgemeinen und besonders die Politik des öffentlichen Verkehrs hinterfragt und kritisiert werden. Unabhängig vom Ausgang der Resultate lässt sich sagen, dass die Konsequenzen für das Image der Postauto Schweiz AG und die Vergabe zukünftiger Aufträge wichtig sein werden. Lassen wir das Verfahren also seinen Lauf nehmen und hoffen wir, dass die Postauto Schweiz AG auf einen weniger kurvenreichen Kurs zurückfinden wird.
Für in der Revision tätige Treuhandgesellschaften drängt sich eine Feststellung auf: Die Aura eines Mandanten darf bei der Rechnungsprüfung und der Kontrolle der Unternehmensfinanzierung und besonders der Verwendung von Subventionen nicht zu mangelnder Sorgfalt und Aufmerksamkeit führen.
Armelle Godichet