Liebe Leserin, lieber Leser
Der neue MP3-Player lässt sich nicht aufladen. Das teuer erstandene Aufladegerät (vom Spezialhersteller) ändert daran nichts. Die Äusserung des Verkäufers im Fachhandel (wo das Gerät nicht gekauft wurde), bei dem ich Auskunft über den möglichen Fehler und / oder eine Reparaturmöglichkeit erhofft hatte: «Das Gerät ist wahrscheinlich defekt. Aber: Es kostet ja nicht viel ...»
Der Schuhabsatz wird nicht repariert, weil neue Schuhe billiger sind. Das Gleiche gilt für technische Geräte, die bereits zwei oder mehr Jahre alt sind. Die Reparatur eines älteren Geräts ist nicht mehr möglich, weil bereits Geräte neuerer Generationen verkauft werden und es keine Ersatzteile mehr gibt. Wir sind heute derart an den Möglichkeiten des Konsums und weniger an der Notwendigkeit orientiert, dass wir reparaturfähige oder sogar vollständig gebrauchsfähige Güter zugunsten neuer entsorgen.
In unserer heutigen Wegwerfgesellschaft völlig normal – vor noch nicht einmal 50 Jahren eine undenkbare Haltung!
Bedenklich dabei ist, dass pro Jahr 32 Milliarden Tonnen CO2 ausgestossen werden. Täglich sterben bis zu 130 Tier- und Pflanzenarten aus und täglich werden 356 Millionen Quadratmeter Regenwald abgeholzt.
Und es sind nicht nur Politik und Wirtschaft, die diesen Prozess erhalten oder sogar fördern – und deshalb dafür verantwortlich zu machen sind. Jeder Einzelne von uns übernimmt – in seiner Rolle als Konsument – die Verantwortung für solche Entwicklungen. Vielleicht können wir uns bei der nächsten Konsumentscheidung einmal unserer Handlung bewusst sein, anstatt Kosten- und / oder Prestigeüberlegungen die Kontrolle über unser Tun übernehmen zu lassen. Wir könnten uns – statt einer schnellen Kaufentscheidung – Gedanken über die Nutzung, die Langlebigkeit und die mögliche Reparaturfähigkeit des Produktes machen. Oder setzen wir doch einmal durch gezielten Kauf bzw. Nichtkauf Signale am Markt.
Andrea Vogel