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Liebe Leserin, lieber Leser

Der grosse, stramme Mann aus dem Norden strahlte vor Stärke und Zuversicht. Mit viel Fleiss hatte er sich ein beachtliches Vermögen erarbeitet. Was ihm fehlte, war eine sympathische und liebe Gattin.

Die Sehnsucht nach Wärme und Fröhlichkeit trieb ihn im Sommer nach Süden. Hier traf er sie, hübsch, jung, lustig und, ja, etwas flatterhaft. Vielleicht war es gerade dieser Gegensatz zu seinem ernsthaften, pflichtbewussten Gemüt, das ihm an ihr gefiel. Dass sie vom Vergnügen mehr hielt als vom Arbeiten, störte ihn im lauen Sommer wenig.

Er heiratete sie und überschüttete sie mit Geschenken. Schnell gewöhnte sie sich daran und forderte immer mehr. Eines Tages musste er feststellen, dass sein Vermögen geschmolzen war, ja seine Einkünfte die Ausgaben nicht mehr deckten.

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Wissen Sie, geehrter Leser, einen Ausweg?
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Was sollte er machen? Er erklärte ihr die Situation und verlangte, dass nun rigoros zu sparen sei. Dafür hatte sie viel Verständnis, ging aber natürlich davon aus, dass dies nicht sie persönlich betreffe, und gab das Geld weiterhin mit vollen Händen aus!

Er musste feststellen, dass er sich in einer Sackgasse befand. Scheiden kam überhaupt nicht infrage, da dies ja ein Ende der Union und das Eingeständnis eines Fehlers bedeuten würde und sein Selbstgefühl zu schwer angeknackt wäre. Ihr das Geld zu beschneiden würde dazu führen, dass sie sich von ihm abwenden und die Finanzen anderswo zu beschaffen suchen würde, natürlich unter Einsatz ihrer Reize.

Er realisierte, dass, während Menschen im Norden ganz im Innersten geprägt sind von der Vorratshaltung, um harte Winter zu überstehen, im Süden in den Tag hinein gelebt wird, da die permanent vorhandenen Früchte der Natur jegliche Existenzangst verhindern.

Wie kann er dieses Problem lösen? Wissen Sie, geehrter Leser, einen Ausweg? Weiss Europa einen?

André J. Ginesta

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